"Meta-Analysen integrieren die Befunde unterschiedlicher Primärstudien und sind daher - bei korrekter Durchführung - valider als Einzelstudien. Allerdings veralten Meta-Analysen schnell, insbesondere in aktuellen oder kontroversen Forschungsgebieten", sagt Tanja Burgard, Projektleiterin von PsychOpen CAMA. "Mit unserem Angebot können Forschende nun Evidenz effizient und zeitnah aktualisieren, sobald es neue Erkenntnisse in einem Bereich gibt." Die Web-Anwendung ist übersichtlich, die Daten können auch ohne umfassende statistische Expertise gelesen werden.
Nutzer*innen können alle verfügbaren Meta-Analysen in einer Point-and-Click-Anwendung replizieren. Zusammenhänge zwischen relevanten Moderatorvariablen können flexibel und dynamisch untersucht werden. Mit einem Klick können Meta-Regressionen berechnet oder Forest Plots ausgegeben werden. Der einfache Zugang zur vorhandenen Evidenz in einem Bereich kann auch für die Planung neuer Primärstudien, z. B. durch Power-Abschätzungen, genutzt werden. Alle Anfragen des Nutzers oder der Nutzerin in der Webanwendung werden von dort an einen R-Server weitergeleitet. Dort werden die Analysen durchgeführt und die Ergebnisse an die Web-Anwendung zurückgeliefert.
Bislang sind 15 Datensätze aus vier Bereichen in dem System eingespielt:
- Persönlichkeitspsychologie: Dunkle Triade (Geschlechtsunterschiede und Korrelationen zwischen den drei Merkmalen Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus)
- Umfragemethoden: Konditionierungseffekte und Teilnahmebereitschaft
- Gesundheitspsychologie: Gewichtsstigmatisierung und psychische Gesundheit
- Kognitive Entwicklung und Spracherwerb: Fünf Datensätze von metalab implementiert
Die Datensätze und Codebooks sind auch auf PsychArchives verfügbar. Um neue Evidenz zu einer bestehenden Meta-Analyse hinzuzufügen, kann ein meta-analytischer Datensatz von dort heruntergeladen und um die Ergebnisse neuer potenziell relevanter Studien erweitert werden. Die vorgeschlagenen Erweiterungen werden regelmäßig geprüft, um zeitnahe Updates der Meta-Analysen zu ermöglichen.
"Natürlich können auch neue Meta-Analysen in PsychOpen CAMA aufgenommen werden. Ein Template zur Standardisierung der Daten und Beratung durch das CAMA-Team unterstützen Nutzer*innen dabei, Meta-Analysen auf der Plattform sichtbar und erweiterbar zu machen", sagt Burgard. "Neue Meta-Analysen können so auch von Anfang an mittels PsychOpen CAMA geplant und schrittweise erweitert werden."
"PsychOpen CAMA ist eine entscheidende Neuentwicklung des ZPID und Teil unserer strategischen Roadmap ZPID 2025", sagt ZPID-Direktor Prof. Dr. Michael Bosnjak. "Es bietet einen neuen Ansatz, um kumulative Evidenz zeitnah abzubilden und damit in allen Bereichen der Psychologie sehr zeitnah aktuelle Erkenntnisse niederschwellig bereitzustellen."
PsychOpen CAMA ist über folgende Internetseite zugänglich: https://cama.psychopen.eu/.
Weitere Informationen:
● Demonstration des Systems bei der ESMA-R: Video
● Artikel zu CAMA-Systemen erschienen in der ZfP: https://doi.org/10.1027/2151-2604/a000431