Internationale Zusammenarbeit: Prä-Registrierungsvorlage für die quantitative Forschung in der Psychologie

Die American Psychological Association (APA), die British Psychological Society (BPS) und die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) haben in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) und dem Center for Open Science (COS) Prä-Registrierungsstandards für quantitative Forschung in der Psychologie erstellt.

In den letzten zehn Jahren hat die Psychologie eine Revolution durchlaufen (Angrist & Pischke, 2010), die die Entwicklung offener wissenschaftlicher Praktiken (Open Science) forderte, um Forschung transparenter, überprüfbarer und zugänglicher zu machen (siehe Vazire, 2018, für eine Übersicht). 

Infolgedessen hat sich die Psychologie zu einem starken Vorreiter in der offenen Wissenschaft entwickelt. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, damit die psychologische Forschungsgemeinschaft besser informiert und engagiert werden kann. Obwohl Open Science eine breite Palette von Aktivitäten umfasst, liegt der Schwerpunkt dieses Artikels auf der Prä-Registrierung.

Prä-Registrierung ist, wenn eine Forscherin oder ein Forscher alle wichtigen Details in Bezug auf das Forschungsdesign und die statistische Analyse vor Beginn der Forschung spezifiziert und an ein Repositorium übermittelt. Obwohl eine Prä-Registrierung in ihrem Detailgrad variieren kann, ähnelt sie der Art von Vorschlägen, die viele vor der Durchführung von Master- oder Promotionsarbeiten eingereicht haben.

Und wie bei einem Vorschlag besteht der Vorteil der Prä-Registrierung darin, dass der/die Forschende zu Beginn eines Projekts umfassender planen kann. Feedback zu erhalten, bevor Zeit und Ressourcen für die Durchführung der Forschung investiert werden und zu dokumentieren, welche Hypothesen a priori spezifiziert wurden und welche eher explorativen Charakter hatten.

Dieser letzte Punkt ist hervorzuheben: Die Prä-Registrierung hilft allen - einschließlich den Forschenden selbst - die Unterscheidung zwischen der ursprünglich geplanten Forschung und der Änderung dieser Pläne zu schätzen. Es ist in Ordnung und sogar natürlich, dass sich prä-registrierte Pläne in Abhängigkeit von den Umständen oder zusätzlichen Rückmeldungen ändern. Es ist auch in Ordnung und sogar erwünscht, wenn Forschende explorative Folgeanalysen durchführen. Es geht darum, diese Unterscheidungen im Rahmen des Forschungsprozesses klar zu kommunizieren.

Als internationale Anstrengung zur Steigerung des Engagements der Psychologie für eine stärkere Kultur und Praxis der Prä-Registrierung wurde nach dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Frankfurt im Jahr 2018 eine internationale Arbeitsgruppe* gebildet. Die Gruppe setzt sich aus Mitgliedern der American Psychological Association, der British Psychology Society, der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, des Leibniz-Institut für Psychologie und dem Center for Open Science zusammen.

Insgesamt hatte die Arbeitsgruppe folgende Ziele:

  • Förderung einer starken Kultur der Transparenz durch Empfehlung der Einführung einer Prä-Registrierung in der Psychologie;
  • Erstellen einer Vorlage für die Prä-Registrierung mit genügend Details, die als Manuskript der Stufe 1 dienen kann (z. B. für registrierte Berichte);
  • Bereitstellung einer flexiblen Ebene für Prä-Registrierungsdetails mit einer Vorlage, die für viele Zwecke angepasst werden kann;
  • Bereitstellung von Ressourcen für Gesellschaften und Redakteure zur Verwendung der Prä-Registrierung für wissenschaftliche Zeitschriften.

Daher erstellte die Task Force eine detaillierte Prä-Registrierungsvorlage, die von den Richtlinien für quantitative Forschung von APA JARS sowie von unserer umfassenden Überprüfung vieler anderer Prä-Registrierungsvorlagen profitierte. Über diese Plattform des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) kann dauerhaft auf die Vorlage selbst zugegriffen werden.

Insbesondere erfasst die Vorlage nicht nur viele Details der Forschungsplanung. Es dient auch der Kommunikation von Best Practices, z. B. die vollständige Dokumentation der Teilnehmerdemografie (z. B. Geschlecht, Rasse/ethnische Zugehörigkeit, sozioökonomischer Status), die Prüfung von Optionen für den Datenaustausch, die Angabe nicht nur von Hypothesen, sondern auch von explorativen Forschungsfragen und die detaillierte Beschreibung, wie der/die Forschende mit fehlenden Daten umgehen wird.

Diese quantitative Forschungsvorlage wurde in einem iterativen Prozess entwickelt und erhielt Feedback von Mitgliedern der Gesellschaften der Arbeitsgruppe sowie von Mitgliedern anderer psychologischer Gesellschaften auf der ganzen Welt wie der brasilianischen Gesellschaft für Psychologie, der Japanese Psychological Association und der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie.

Die Vorlage wurde am 27. Oktober 2020 mit einem Webinar mit zwei Impulsredner/-innen vorgestellt: Simine Vazire von der University of Melbourne und E. J. Wagenmakers von der University of Amsterdam. Das Webinar wurde aufgezeichnet und kann hier für weitere Informationen abgerufen werden.

 

Referenzen

Angrist, J. D., & Pischke, J.-S. (2010). The credibility revolution in empirical economics: How better research design is taking the con out of econometrics. Journal of Economic Perspectives, 24, 3-30. doi.org/10.1257/jep.24.2.3 

Vazire, S. (2018). Implications of the credibility revolution for productivity, creativity, and progress. Perspectives on Psychological Science, 13, 411-417. doi.org/10.1177/1745691617751884 


*Mitglieder der Arbeitsgruppe:

American Psychological Association (APA)

  • Fred Oswald - Open Science and Methodology Committee Member
  • Rose Sokol-Chang - Publisher, APA Journals and Books
  • Amanda Clinton - Director, APA International Affairs

British Psychological Society (BPS)

  • Daryl O'Connor - Chair of the BPS Research Board 
  • Lisa Coulthard - Head of Research and Impact 

German Psychological Society (DGPs)

  • Christian Fiebach - Secretary and Open Science Committee Member 

Leibniz Institute for Psychology (ZPID)

  • Michael Bosnjak - Director
  • Stefanie Müller - Head of study planning, data collection, and data analysis services 
  • Camila Azúa - Research Assistant 

Center for Open Science (COS)

  • David Mellor - Director of Policy Initiatives 

Contact Person

Dr. Stefanie Mueller
Head of Study Planning, Data Collection, and Data Analysis Services
+49 (0)651 201-2048