Forschung transparenter machen – ein gutes Verfahren für dieses Anliegen ist nach Ansicht einer Reihe von Wissenschaftlern die Prä-Registrierung von Studien. Das Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) unterstützt die Idee und hat deshalb einen zweitägigen Workshop zum Thema organisiert.
Zwei internationale Vorreiter der Prä-Registrierung waren für Impulsvorträge nach Trier gekommen: Chris Chambers, Psychologie-Professor an der Cardiff University, und Joseph Cesario, Privatdozent für Psychologie an der Michigan State University sowie Herausgeber des Journals Comprehensive Results in Social Psychology.
Gutachter bewerten zunächst das Vorhaben
Chambers wirbt seit Jahren dafür, Studien vor der Datenerhebung zu registrieren. »Es wird noch zu viel Wert auf die erzielten Ergebnisse gelegt anstatt auf die Art und Weise, wie Ergebnisse zustande kommen«, sagte Chambers. Wenn der Forscher jedoch unter Druck gesetzt werde, gute Ergebnisse zu präsentieren, dann führe das mitunter dazu, dass er beispielsweise seine Hypothese im Verlauf einer Untersuchung ändere und dies nicht immer vollständig offenlege. »Wir müssen Denkweisen ändern, um zu verhindern, Zufallsbefunden zum Opfer zu fallen«, so Chambers. Er wundere sich, wenn ihm gesagt werde, man stimme den Ergebnissen nicht zu. »Was soll ich als Wissenschaftler mit dieser Aussage anfangen? Geplante Studien sollten blind sein für Ergebnisse.«
Registered Reports sollen das unterstützen. Das bedeutet, wissenschaftliche Zeitschriften, die Prä-Registrierung fördern, begutachten vor der Studiendurchführung ausschließlich das Vorhaben, bestehend aus deren theoretischen Einbettung, den Hypothesen und den anzuwendenden Methoden zur Datenerhebung und Auswertung. Wird das Vorhaben seitens unabhängiger Gutachter positiv bewertet, wird eine Veröffentlichung zugesagt, unabhängig von der noch zu ermittelnden Datenlage.
Einer, der dieses Verfahren als Herausgeber praktiziert, ist Joseph Cesario. Seine Erfahrungen, die er zusammen mit Mitbegründer und Mitherausgeber Kai Jonas bei der Zeitschrift Comprehensive Results in Social Psychology gemacht hat, stellte er den Workshop-Teilnehmern vor und betonte, dass keineswegs alle Manuskripte akzeptiert würden. Es gebe viele Gründe für eine Ablehnung »zum Beispiel wenig überzeugende Theorien, die geplanten Methoden, die verwendet werden sollen, oder dass gängige Literatur nicht bekannt ist.«
Arbeitsweisen ändern
Er sieht die Vorteile in der Prä-Registrierung darin, dass gute wissenschaftliche Arbeit gewürdigt wird. »Sie ändert die Arbeitsweise und bricht Gewohnheiten. Unser Ziel ist nicht, statistische Signifikanz zu erlangen, sondern die Welt zu entdecken.«
Das ZPID wird künftig selbst die Möglichkeit anbieten, Studien vorab zu registrieren. »Wir werden das Format fördern«, sagte ZPID-Direktor Professor Michael Bosnjak. In welcher Form, ob als Journal oder als Austauschplattform, um Forschende und wissenschaftliche Zeitschriften zusammenzubringen, sei jedoch noch offen. »Wir arbeiten aber bereits daran, Anreize für die Prä-Registrierung zu erarbeiten wie beispielsweise kostenlose Datenerhebungen.« Chris Chambers lobte das Vorhaben des ZPID: »Hier wird wirklich ein bahnbrechender neuer Weg beschritten«, resümierte er.