Mechanismen der Panelkonditionierung in Längsschnittbefragungen: Reflektion, Satisficing und soziale Erwünschtheit (PaCo)

Ein Verbundprojekt von GESIS, ZPID und der Universität Utrecht

Projektbeschreibung

Das Projekt “Mechanismen der Panelkonditionierung in Längsschnittbefragungen: Reflektion, Satisificing und soziale Erwünschtheit” ist ein gemeinsames Forschungsprojekt, das in Kooperation mit GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und der Universität Utrecht durchgeführt wird. Es befasst sich mit dem Problem der Panel-Konditionierungseffekte (PKE) - einem Messfehler in Längsschnittstudien, der die Validität und Qualität von Paneldaten gefährdet.

Im Allgemeinen sind Längsschnittstudien für die interdisziplinäre Forschung von großer Bedeutung. Sie erlauben es, intra-individuelle Stabilität und Veränderung über die Zeit hinweg zu untersuchen und Aussagen über kausale Zusammenhänge zu treffen. In Deutschland gibt es mittlerweile mehrere große Panel-Infrastrukturen von nationaler und internationaler Bedeutung. Jedoch wurden Bedenken hinsichtlich ihrer Qualität geäußert, verbunden mit der Forderung, die methodische Forschung zu vertiefen, um Aufschluss über die Qualität von Paneldaten und ihre Anfälligkeit für Verzerrungen geben zu können (Leopoldina 2016). Das PaCo-Projekt zielt darauf ab, das Ausmaß der Verzerrung durch Panel-Konditionierung umfassend zu untersuchen sowie die zugrunde liegenden Mechanismen zu identifizieren.

Panel-Konditionierungseffekte beschreiben Lerneffekte, die auftreten, wenn die Teilnahme an vorherigen Erhebungswellen derselben Studie die Antworten der Befragten in nachfolgenden Befragungen beeinflusst und dadurch “unechte” Veränderungen hervorruft, die nicht von den tatsächlichen Veränderungen im Verhalten, in den Einstellungen und im Wissen der Befragten über die Zeit hinweg unterschieden werden können. Dies gefährdet langfristig die wichtigsten Ziele der Längsschnittforschung, nämlich die valide Messung von Stabilität und Veränderung.

Ziele

Das Hauptziel des Projekts liegt darin, ein tieferes Verständnis des Ausmaßes (d.h. der Effektgröße) von PKE und der Mechanismen, die PKE verursachen, zu erlangen, um das theoretische und empirische Wissen über Panel-Konditionierung zu erweitern. PKE haben in der Forschung wachsende Aufmerksamkeit erfahren, jedoch ist noch wenig über ihr Ausmaß für verschiedene Fragetypen (d.h. Wissen, Einstellungen und Verhalten) und Dosierungs-Bedingungen (d.h. die Häufigkeit, mit der identische Fragen über Panelwellen hinweg gestellt werden) sowie über die Bedeutung verschiedener theoretisch vermuteter Mechanismen, die Panel-Konditionierung verursachen, bekannt. Die Ergebnisse des Projekts sollen als Grundlage für zukünftige Empfehlungen und Best-Practice-Ratschläge für die Forschungsgemeinschaft dienen, die Daten mittels Längsschnittstudien erheben und mit ihnen arbeiten. Dementsprechend gibt es drei Kernziele des Projekts:

  • Die verschiedenen Mechanismen, die zu PKE führen, nachzuweisen: Veränderungen im Wissen, in den Einstellungen, im Verhalten oder Veränderungen im Antwortverhalten aufgrund von Reflektion, Satisficing und SD-Bias.
  • Das Ausmaß (d.h. die Effektgröße) von PKE für die verschiedenen Fragetypen, die üblicherweise in sozialen Umfragen verwendet werden (d.h. Einstellungs-, Verhaltens- und Wissensfragen), und für verschiedene Dosierungs-Bedingungen, d.h. die Häufigkeit mit der identische Fragen gestellt werden (Konditionierungs-Häufigkeit), und die unterschiedlichen Zeitintervalle zwischen Erhebungswellen (Konditionierungs-Intervall) zu identifizieren.
  • Korrekturmethoden für die Umfragepraxis vorzuschlagen. Diese Empfehlungen werden dazu beitragen, die Messgenauigkeit für verschiedene Fragetypen in Panelstudien zu erhöhen.

Das Projekt wird einen entscheidenden Einfluss auf die evidenzbasierte Umfragepraxis haben, da es groß angelegte Längsschnittstudien mit weitreichenden Auswirkungen (auch auf die öffentliche Politik) dabei unterstützen wird, potenzielle Messfehler zu berücksichtigen.